Heiße Rennen in Chammünster
Am Sonntag war die offene Bayerwaldmeisterschaft im Inline-Slalom / Perfekte Organisation
CHAMMÜNSTER (chi). Umleitungsschilder, Hinweistafeln auf
Parkplätze, gesperrte Straßen - was war los am Sonntag in Chammünster? Die
Inline-Skater haben die Pfarrer-Mandl-Straße in Beschlag genommen. "Frei bis
Schule" stand neben dem Stopp-Schild, aber so weit kam man gar nicht:
Strohballen am Straßenrand und Absperrbänder markierten, dass die Untere
Schulstraße als Auslaufzone gedacht war. Und das war auch nötig, denn wenn man
die Läufer durchs Ziel auf Höhe der Schule brettern sah, musste man sich eh
wundern, dass sie unten noch die Kurve kratzen konnten.
Das nächste Tor fest im Blick ...
"I've got the Power", klang es dezent, aber gut zu hören aus den Lautsprechern
und das könnte auch das Motto der Inline-Veranstaltung am Sonntag in Chammünster
gewesen sein. Kraft, Energie, Schnelligkeit prägten das Bild der Rennen an
diesem Nachmittag. Die offene Bayerwald-Inline-Salommeisterschaft wurde dieses
Jahr in Chammünster ausgetragen und die Skiabteilung im FC Chammünster hatte als
Ausrichter des Rennens seit Wochen geplant und vorbereitet und am Samstag wurde
alles so weit hergerichtet, wie es eben ohne Straßensperrung ging. Denn diesmal
wurde der Wettbewerb nicht auf der relativ flachen Lamberger Straße ausgetragen,
sondern auf der Pfarrer-Mandl-Straße zwischen dem Sportplatz und der
Volksschule. Und da wurde schon was verlangt von den Rennläufern, denn die
Strecke hat ein ganz schönes Gefälle. Einen Vorteil hatte der Kurs aber, er lag
bei den brütend heißen Temperaturen weitgehend im Schatten, so dass Skater,
Zuschauer und Helfer keinen Hitzschlag erleiden mussten.
34 Slalomtore hatten die Verantwortlichen auf die Straße gestellt, natürlich
Kippstangen, und weil die Bodenplatten jedesmal leicht verrutschen, wenn ein
Skater die Stange touchiert, musste bei jedem Tor ein Streckenposten stehen und
das Hindernis wieder auf seinen Platz rücken, kaum dass der Läufer vorbeigesaust
war. An den Straßenrändern, bei denen die Bordsteinkanten mit schräggestellten
Brettern entschärft worden waren, reihten sich die Zuschauer, viele Begleiter
der Rennläufer, aber auch etliche neugierige Minstacher, die sich so ein groß
angelegtes Inline-Rennen nicht entgehen lassen wollten. Und alle kamen auf ihre
Kosten.
Wenn bloß die Stangen nicht immer auf den Kopf knallen würden!
"Die Führende nach dem ersten Durchgang, Melanie Ziegler, ist die nächste
Starterin. Kann sie ihren Spitzenplatz verteidigen? Leicht wird es nicht, denn
die Zeiten der Damen liegen alle relativ eng beieinander", kündigte Andy Babl,
der gekonnt und immer mit den neuesten Ergebnissen die Zuschauer auf dem
Laufenden hielt, eine der Favoritinnen für den Siegerpokal an. Doch, als hätte
der Andy es geahnt, kurz vor dem Ziel hat es die Läuferin erwischt und sie
verpasste ein Tor. Ja, so schnell kann's gehn beim Inlineslalom. Was bei dem
Tempo, das die Rennläufer drauf haben, aber wirklich kein Wunder ist. Und 34
Tore sind eine ganze Menge. Wenn da nur kurz die Konzentration nachlässt oder
man das nächste Tor zu spät anfährt, ist es vorbei. Wie hatte eine Läuferin nach
dem Rennen gesagt: "Ich hab mindestens zehn Stangen voll auf den Kopf gekriegt."
Gut, dass da der Helm dazwischen war!
Hightech und Menpower im Wettkampfbüro.
Da hat es auch so manchen Favoriten kalt erwischt und die zum Teil weite Anreise
- die Inline-Hochburgen München oder Coburg waren mit starken Abordnungen in
Chammünster vertreten - und den ganzen Aufwand der Rennvorbereitung kann man
dann nur unter Erfahrung oder unter Freundschaftliches Treffen verbuchen. Vor
ernsten Verletzungen sind die Inline-Skater zum Glück verschont geblieben und
die Sanka-Besatzung musste nicht eingreifen, obwohl es doch einige spektakuläre
Stürze auf den rauen Asphalt gegeben hat. Aber die Polsterung vor allem der Arm-
und Beingelenke und der Sturzhelm sind ja eh Pflicht bei solchen Rennen und
viele Läufer glichen mit ihren zusätzlichen Brust- und Rückenpanzerungen zum
Teil eher Außerirdischen oder Football-Spielern als normalen Skatern. Vernunft
schaut halt nicht immer auch ästhetisch aus.
So rasten die Inline-Rennläufer Schlag auf Schlag die Slalomstrecke runter,
zuerst die Schüler, zum Schluss die Herren. "Du hast total gut ausgschaut!",
wurde da eine Läuferin vom Vater gelobt, andere bekamen mehr einen aufmunternden
Klaps. Im Wettkampfbüro im Zielraum wurden die Ergebnisse auf die Hundertstel
Sekunde genau in Listen und in den Computer eingetragen und Letzterer errechnete
immer gleich die Gesamtlaufzeit aus den beiden Durchgängen und die jeweils
aktuelle Rangliste. Da war kurz nach Beendigung einer Gruppe gleich die
Siegerliste an der Pinwand für alle einzusehen und vor allem die Eltern der
jüngeren Läufer standen vor der Tafel mit einem glücklichen Lächeln und
stolzgeschwellter Brust, oder aber mit eher versteinerter Miene. So liegen
Triumph und Niederlage eng beieinander. Doch die nächsten Rennen stehen ja schon
an, da kann es dann wieder ganz anders ausschauen. Das nächste in Chammünster
auf der gleichen Strecke übrigens das Rennen zum Bayerwald-Inline-Cup am 5.
Juli.
Eigentlich wäre vor und nach der Siegerehrung noch ein gemütlicher Teil im
schattigen Schulhof vorgesehen gewesen, doch nahmen die meisten der Läufer und
Zuschauer nicht mehr daran teil. Wahrscheinlich lockten da mehr die
Badegelegenheiten oder die weite Heimreise wollte man nicht zu lange rauszögern.
Kaum war der letzte Läufer durch, ging's ans Aufräumen
So mussten die fleißigen FC-Helfer, die gleich nach dem letzten Läufer die
Rennstrecke wieder abbauten und für den Durchgangsverkehr frei machten, fast
unter Ausschluss der Öffentlichkeit die vielen selbstgebackenen Kuchen aufessen.
Trotzdem waren die Organisatoren vollauf mit dem Ablauf dieser
Bayerwald-Inline-Meisterschaft zufrieden und können nun selbstbewusst die
Aufgabe im Juli angehen.