Der Wunsch nach vielen Toren wurde erfüllt
Der Alte-Herren-Fußball im FC Chammünster feierte 25-jähriges Bestehen / Viel Prominenz
Der Schirm ist endlich offen;
Horst Brandl, Paul Schrauf und
Edgar Schiedermeier strahlen.
CHAMMÜNSTER (chi). Drei Leitende Polizeihauptkommissare und einen
ehemaligen Bundesligaschiedsrichter hatte Horst Brandl, Leiter der
Alte-Herren-Mannschaft im FC Chammünster, als Gäste des Jubiläumsfestes zum
25-jährigen Bestehen der Fußballmannschaft am Samstag angekündigt. Doch lag er
damit nicht ganz richtig. Denn es kamen vier Lt. PHKe, von Stutgart-Mitte, Cham,
Kötzting und der BGS-Einheit Waldmünchen, und der Schiedsrichter war sogar ein
Fifa-Referee, nämlich Robert Walz, der Bruder des eigentlich vorgesehenen, aber
verletzten Winfried Walz. So was schafft wohl nur der agile Horst Brandl. Aber
auch sonst lief alles wie am Schnürchen und selbst die Schirmherren waren
richtig gewählt, hatten sie doch pünktlich zum Beginn des Spiels der
AH-Mannschaft gegen ein Promi-Team der Stadt Cham den Regen vertrieben. Am Abend
wurden noch lange Erinnerungen ausgetauscht und die freundschaftlichen Bande
nach Württemberg gestärkt.
Wichtige Männer des AH-Jubiläums: Ballspender Rudi Bücherl,
AH-Leiter Horst Brandl, Fifa-Schiedsrichter Robert Malz, Schirmherr Paul Schrauf.
Die Alte-Herren-Fußballmannschaft des FC Chammünster muss schon etwas Besonderes
sein, bedenkt man den "Auftrieb" an hochgestellten Persönlichkeiten aus Cham,
aber auch aus dem Stuttgarter Raum, die zur Jubiläumsfeier der Fußballer am
Samstag nach Chammünster gekommen sind und größtenteils schon ab dem frühen
Nachmittag mit den älteren und jüngeren Sportlern gefeiert haben. Denn neben den
oben erwähnten kamen noch die drei Chamer Bürgermeister und der zweite
Bürgermeister der Stadt Korntal-Münchingen, Erich Holzer, der freilich aus
Chammünster stammt und über den die Kontakte in den Württemberger Raum zustande
kamen. Aber all diese Personen waren nur Gäste, Hauptpersonen waren die
ehemaligen und derzeitigen Spieler der AH-Mannschaft und viele von ihnen hatten
weite Wege zum Jubiläumsfest nicht gescheut.
So war die Wiedersehensfreude am Nachmittag im Vereinsheim groß und immer wieder
gab es herzliche Umarmungen, wenn wieder einer der Ehemaligen eintraf. Die
Gattinnen der derzeit aktiven Kicker hatten eine Menge Kuchen gebacken und so
wurden die angeregten Gespräche an den Tischen höchstens von Kaffeepausen
unterbrochen. Auch die Musik vom Kollmer Toni war nicht so laut, dass man die
Unterhaltungen hätte einstellen müssen. Erst als der Horst Brandl dem Paul
Schrauf, der eigentlich momentan in Niederbayern auf Kur ist und nur
ausnahmsweise diese "Dienstreise" auf sich nehmen durfte, mit der Übergabe eines
sportlichen weiß-blauen Rauten-Faltschirms das Amt des Schirmherrn offiziell
übertrug, verstummte das Gemurmel.
Paul Schrauf sei zum Schirmherrn erkoren worden, so Brandl, weil er als
langjähriger Spieler und Trainer der AH-Mannschaft in Chammünster einfach dafür
prädestiniert sei. Und der meinte, dass er sich natürlich aus genau diesen
Gründen freue, das Amt übertragen bekommen zu haben. Er nehme seine Aufgabe sehr
ernst und lasse es jetzt vor dem Jubiläumsspiel regnen, weil "wer will schon bei
über 40 Grad Fußball spielen". Und er forderte seine Alten Herren auf: "Tuats
eich einesteigern! Wir wollma viele Tore sehen!"
Da rief der Organisator auch schon die Spieler beider Mannschaften auf, sich
umzuziehen, damit das Spiel pünktlich um 16.30 Uhr beginnen könne. Und alle
folgten brav. So standen sie bald bereit, die obligatorischen Erinnerungsfotos
wurden gemacht und der Schirmherr und der Bücherl Rudi, der den Spielball
gestiftet hatte, durften den Anstoß machen.
Traulich vereint: Die Mannschaften der AH Chammünster (hinten)
und der Prominenten aus Cham (vorne), zusammen mit
Schiedsrichter Robert Walz, AH-Leiter Horst Brandl und Schirmherr Paul Schrauf.
Das Spiel: torreich, aber fair
In den ersten Minuten gab es ein Abtasten im Mittelfeld, die
Torhüter bekamen allenfalls Roller zum Aufnehmen. Die AH-Mannschaft hatte zwar
deutliche Vorteile und zeigte gefällige Kombinationen, doch stand die Abwehr der
Prominenten-Mannschaft, in der unter anderem auch die geistlichen Helfer Pfarrer
Josef Triebenbacher und Pfarrer Markus Nees im Sturm bzw. Mittelfeld nicht
ungeschickt agierten, zunächst sicher und ließ keinen gefährlichen Torschuss zu.
Doch dann stand es plötzlich 1:0 für die AH, Willi Dendorfer hatte getroffen.
Und kurz danach schon das 2:0! Ein Debakel für die Promis schien sich
anzubahnen, denn auch ein gut angesetzter Kopfball des Mittelstürmers ging knapp
am Pfosten vorbei. So stand es bald 3:0 und die guten Chancen der Chamer
Mannschaft konnten nicht verwertet werden oder der Gerhard Wurzinger parierte
glänzend.
In der 40. Minute dann endlich der Anschlusstreffer, Franz Ludwig hatte
wunderbar nach innen gepasst, so dass ein Stürmer nur noch seinen Fuß hinhalten
musste. Kurz vor der Pause, oder besser gesagt, dem Seitenwechsel, denn eine
richtige Pause gab es keine, dann sogar das 3:2, als der Gerhard den Ball über
die Finger rutschen ließ. Im zweiten Abschnitt war die Überlegenheit der
AH-Mannschaft verflogen und es mehrten sich die Torchancen auf beiden Seiten,
wobei oft aus aussichtsreicher Position über oder neben das Tür gezielt wurde.
Auch die beiden Torhüter, Sepp Altmann bei den Chamern und Max Meier für die AH,
zeigten wiederholt gute Paraden, aber auch fahrlässige Leichtsinnsfehler. So
fielen noch bis in die letzte Spielminute Tore und am Ende hieß es 6:6, der
Wunsch des Schirmherrn nach viel Toren war also erhört worden.
Eigentlich hätte das Spiel ja keinen Sieger gebraucht, aber damit jeder Spieler
auch noch einen Strafstoß schießen durfte, gab es Elfmeterschießen. Erstaunlich
die Anzahl der Fahrkarten dabei, elf Schüsse je Mannschaft, doch nur 7:6 Tore.
Da kann man wohl sagen: Die Angst des Schützen vorm Elfmeter. Aber so wurden die
Prominenten zum Sieger erklärt und die AH-Mannschaft zeigte sich als guter
Gastgeber.
Ein persönliches Geschenk des Schirmherrn Paul Schrauf
an den "Motor der AH" Horst Brandl.
Dank und Ehre
Nach dem Duschen ging's in die Hinterederhalle zur abendlichen
Jubiläumsfeier, an der auch Vertreter der örtlichen Vereine zahlreich
teilnahmen, so dass sich die Halle nach dem Vorabendgottesdienst gut füllte -
trotz DFB-Pokal-Endspiels. Auch die Jugendlichen des Inline-Bayernkaders, der an
diesem Wochenende in Chammünster trainierte, waren gekommen. Der Vater vom
Dirscherl Josef spielte mit seiner Ziach auf und brachte sie dank eines
angeschlossenen Apparates sogar dazu, den Dixie-Song "Icecream" mit Text zu
singen! Wunder der Technik! Schön war aber, dass die Musik sehr dezent im
Hintergrund blieb und die Gespräche der Festgäste nicht beeinträchtigte.
AH-Leiter Horst Brandl konnte am Abend auch den Ehrenschirmherrn Leo Hackenspiel
begrüßen, der für die Jubiläumsfeier sogar für ein paar Stunden sein geliebtes
Frühlingsfest sausen ließ, wie übrigens auch der Altmann Sepp, der ebenfalls
noch in der Bräuhalle blieb. Ein großes "Vergelt's Gott" sagte Brandl Max
Neumeier von der Firma Kappenberger und Braun für die seit Jahren gewährte
großzügige Unterstützung der AH-Mannschaft sowie allen anderen Gönnern und
Unterstützern, "wir werden uns zu gegebener Zeit revanchieren", versprach er.
"Der Bürgermeister tritt zurück!" Erst, als es heraus war, merkte Horst Brandl,
was er gesagt hatte, und korrigierte: "Nicht als Bürgermeister, sondern als
Grußredner!" So sprach zuerst Schirmherr Paul Schrauf. "Der Schiedsrichter hat
zwei Minuten nachspielen lassen, so sind die Alten Herren noch zum 6:6
gekommen", bemerkte er leicht vorwurfsvoll, doch sei der Unparteiische eine
tolle Aufwertung für das Spiel gewesen und Schrauf dankte, dass er die weite
Anreise von Stuttgart auf sich genommen hatte. Fünf Jahre sei er Trainer in
Chammünster gewesen, so Paul Schrauf, mit wechselndem Erfolg, nämlich einem Auf-
und einem Abstieg. Bei der ersten Stadtmeisterschaft sei seine Mannschaft Erste
geworden und einmal habe sie es bis in die achte Runde des DFB-Pokals geschafft.
Und er erinnerte sich, dass man damals viele Fußballlieder gesungen habe, "es
war eine gute alte Fußballzeit - ohne jegliche Bezahlung". Doch auch heute sei
Chammünster "ein Stadtteil mit Sportlerherz, mit vielen Aktivitäten in allen
FC-Abteilungen und dazu noch bei den Schützen." Als Gründungsmitglied der
AH-Mannschaft dankte Paul Schrauf dem ersten AH-Leiter Dieter Löhner für seine
Aufbauarbeit. Löhner wurde übrigens später mit Urkunde zum Ehren-AH-Leiter
ernannt. Und an Horst Brandl überreichte Schrauf ein persönliches Geschenk: "Was
wäre die AH ohne ihn? Er ist der unermüdliche Motor der Mannschaft. Unvergessen
die zehntägige Südamerikareise!"
Bürgermeister Leo Hackenspiel verglich die AH mit Karl-May-Büchern: Auch dort
hätten nicht die alten Männer den Beinamen Old bekommen, sondern die aktiven,
aber erfahrenen und besonnenen. "Alle anderen sind Greenhorns." Auch für Referee
Robert Walz hatte er ein Lob: "Ein Schiedsrichter, der 40 Minuten lang keinen
Pfiff tut, der hat das nötige Gefühl für ein Spiel." Es sei eine besondere
Jubiläumsfeier der AH, das merke man, wenn man in die Halle schaue, "da strahlt
der Verein nach außen". An die Gäste aus Stuttgart überreichte er je ein
Cham-Buch, um Wiederkommen-Gelüste bei ihnen zu wecken.
Dieter Löhner (Mitte) wurde für seine Aufbau- und
Konsolidierungsarbeit
bei der AH zum Ehren-AH-Leiter ernannt.
"25 Jahre Alte Herren - sie sind nicht nur im Kalender abgelaufen, sie bedeuten
qualifizierten Sportbetrieb im FC Chammünster", sagte dessen Vorsitzender Franz
Schneider. Der Alt-Herren-Fußball sei die Vervollständigung des Fußballangebots
im Verein, da damit für alle Altersgruppen eine Fußballmöglichkeit bestehe. Als
oberstes Ziel könne bei den Alten Herren die Kameradschaft stehen, da sie keinem
Liga-Druck ausgesetzt seien.
"Wir sind keine Ausländer, keine Botschafter - wir sind Freunde", machte Erich
Holzer aus Baden-Württemberg klar. 1987 habe seine Geschichte im FC Chammünster
begonnen, damals habe man einen Mann für ein Spiel in Altenmarkt gebraucht und
er sei eingesprungen. Und so hat sich eine enge Beziehung zwischen Holzers alter
und neuer Heimat entwickelt, aus der die unterschiedlichsten Früchte
hervorgegangen sind. So gab es Anfang der 90er Jahre Freundschaftsspiele der
Minstacher AH mit Stuttgarter Promi-Kickern. Dadurch wieder der Kontakt zum
Stuttgarter Polizei-Hauptkommissar Wolfgang Groß oder auch den argentinischen
Fußballern, die die AH Chammünster später besuchte. Und obwohl Schwaben sparsam
sind, hatte Erich Holzer zwei Original-VfB-Dresse und zwei Flaschen Trollinger
mitgebracht für den Horst und den Leo.
Schiedsrichter Robert Walz lud die Minstacher Kicker nach Stuttgart ein und
meinte: "Ich freue mich auf ein freundschaftliches Wiedersehen." Fürs
Vereinsheim hatte er noch ein Erinnerungsbild mit Widmung parat, das er an Horst
Brandl überreichte. Der wiederum beschenkte seinerseits zahlreiche Gäste, ehe er
feststellte: "Ich habe fertig!" Doch die Feier war damit noch nicht zu Ende, es
gab ja immer noch so viel zu erzählen ...
Hierl Holder
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