„War das Sport?!“ Keine Frage
Inline-alpin-Weltcup-Wochenende schließt mit Slalom – Siegerehrung mit dem Drachen
Furth im Wald (hh). Am Sonntag kochten noch mal die Emotionen hoch beim Slalomwettbewerb im Rahmen des JR-Inline-alpin-Weltcups mitten in Furth im Wald. War schon beim Riesentorlauf am Samstag pure Spannung bei Wettkämpfern und Zuschauern garantiert, so wurde diese am Sonntag noch mal getoppt, denn im ersten Durchgang des Rennens gab es viele Ausfälle – zum Glück ohne schwere Verletzungen, aber mit vielen Tränen der enttäuschten Athleten. Und dabei wurde grandioser Sport gezeigt, denn Inline alpin hat sich international enorm weiter entwickelt und die Weltspitze ist vielfältiger geworden und ganz eng zusammengerückt, so dass man in jedem Lauf an seine Grenzen gehen muss.
Auch der Slalom wurde wieder auf der Strecke von der Kreuzbergkirchstraße über die Bahnüberführung und die Stadtplatzkurve hinunter in die Bahnhofstraße durchgeführt, nur verkürzt gegenüber dem Riesentorlauf am Vortag. 300 Meter lagen vor den Teilnehmern von der Startschranke auf der Startrampe bis ins Ziel. 48 bzw. 43 Tore mussten dabei umfahren werden und dazu kam noch die scharfe Kurve vor dem Stadtplatz, die einige Läufer vor Probleme stellte, in der man aber auch Zeit gut machen konnte. Wie überhaupt der Schlussteil des Rennens nicht zu unterschätzen war, denn da wurde das Klassement ein paarmal neu gemischt.
55 Sportler gingen bei den Damen und 44 bei den Herren an den Start, doch viele erreichten nicht das Ziel oder sie mussten nach Stürzen zurücksteigen und das Rennen neu aufnehmen. Natürlich unter großem Zeitverlust. Fast ein Drittel der rund 100 Starter fiel so aus. Und gab entweder das Rennen auf, wenn sich die Athleten keine Punkte für die Weltcupwertung mehr ausrechneten. Wenn für sie aber die Weltrangliste im Vordergrund stand, war es wichtig, ins Ziel zu kommen. Doch wo lag das Problem im ersten Durchgang? Nach der Startrampe kamen drei Tore, die relativ in einer Linie gesteckt waren, das vierte aber war leicht versetzt. Und zudem war hier die Stelle, wo der Schattenbereich der Allee unterhalb der Kreuzkirche endete und in den besonnten Teil überging. Eigentlich hatten die Läufer ja die Strecke besichtigt und im Kopf und die Trainer hatten auf die Problemstellen hingewiesen, aber offenbar unterschätzten doch viele diese unscheinbare Schlüsselstelle.
Für die Bayerwaldler lief es bei diesem Rennen unterschiedlich. Maximilian Schödlbauer vom FC Chammünster, der beim Riesentorlauf durch Fehler ans Tabellenende geworfen worden war, behielt diesmal die Nerven und legte, lautstark angefeuert von den am Sonntag recht vielen Zuschauern, zwei blitzsaubere Läufe durch den Stangenwald hin. Platz sechs nach dem ersten Durchgang war für ihn, der eigentlich mehr im Riesentorlauf zuhause ist, ein ausgezeichnetes Ergebnis. Und im zweiten Lauf konnte er sich sogar noch ein bisschen steigern und errang Platz fünf.
Bei den Damen war Johanna Kolbeck vom ASV Arrach die beste Waidlerin. Die junge Dame vom ASV Arrach konnte sich nach einem durchwachsenen ersten Durchgang, den sie aber ohne größere Fehler ins Ziel brachte, auch noch verbessern und kam bei den Damen auf Platz 19. Teamkollegin Lena Koller musste im ersten Durchgang zurücksteigen, verlor viel Zeit, Platz 26 blieb ihr am Ende. Und die Genugtuung, ihr erstes Weltcuprennen erfolgreich zu Ende gebracht zu haben. Zwei Plätze hinter ihr reihte sich Vanessa Blaschko vom SC Dreiburgenland, ebenfalls Skiverband Bayerwald, ein. Angelina Meierhofer vom ASV Arrach musste disqualifiziert werden, sie war an einem Tor vorbeigefahren, Teamkollegin Nina Heinrich, die ihre Karriere eigentlich schon beendet hatte, stürzte und schied aus.
Überraschende Ergebnisse gab es aber auch insgesamt. Bei den Herren war eigentlich der Seriensieger in dieser Saison, Jörg Bertsch vom TSV Degmarn, auch diesmal haushoher Favorit, da er die bisherigen Weltcuprennen stets souverän gewonnen hatte, doch ein Sturz im ersten Lauf brachte andere in den Vordergrund. Im ersten Durchgang legte Mattia Pe aus Italien einen Fabellauf hin, meisterte selbst brenzlige Situationen fabelhaft und setzte sich an die Spitze des Feldes. Dicht gefolgt von den Deutschen Roland Keller von der TG Tuttlingen, Noah Sing vom SV Winnenden und Maximilian Löw, ebenfalls aus Winnenden. Im zweiten Lauf steigerten sich diese Wettkämpfer alle, am Ende hatte jedoch Noah Sing die beste Gesamtzeit vor Mattia Pe, Maximilian Löw, Roland Keller und eben Maximilian Schödlbauer. Den Unterschied zwischen diesen fünf Sportlern machten nur 86 Hundertstelsekunden.
Auch bei den Damen ergab der zweite Durchgang noch Verschiebungen im Klassement. So lag nach Lauf eins Lorenza Cesaris aus Italien knapp vor Lenka Kesela aus Slowenien und Elea Börsig von der TG Tuttlingen, dahinter lauerte Sinah Rogel vom SC Vöhringen. Auch die Damen steigerten sich in Durchgang zwei und da konnte sich dann letztlich Elea Börsig ganz nach vorne schieben. Lorenza Cesaris hielt Rang zwei vor Sinah Rogel, Lenka Kesela musste sich mit Rang vier begnügen. Übrigens die Starterin aus Japan – auch zwei männliche Inline-Sportler nahmen am Rennen teil, sie landeten im Mittelfeld –, Natsuki Nagashima, fuhr sehr elegant – und erfolgreich und wurde tolle Fünfte. Rennmoderator Sven Wiesler lobte zu Recht ihren weichen Fahrstil und die enge Beinführung.
Kaum war das Rennen beendet, begannen die fleißigen Helfer aus den organisierenden Vereinen ASV Arrach, FC Chammünster und SC Furth im Wald sowie aus befreundeten Klubs mit dem Abbau der Rennstrecke und der Renn-Infrastruktur, damit diese eigentlich wichtige Verbindungsstraße in der Stadt nach zwei Tagen Vollsperrung wieder freigegeben werden konnte. Die Ergebnisse des Wettbewerbs konnte man übrigens noch während der Rennen live im Internet verfolgen, ein besonderer Service. Aber natürlich war das direkte Zuschauen noch viel spannender und emotionaler als der Blick auf den Bildschirm. Und nicht zu vergessen, die informativen wie unterhaltsamen Bemerkungen des Rennkommentators Sven Wiesler, der am Schluss meinte, dass er in den kommenden Tagen sicher nur noch per Handzeichen mit seinen Patienten sprechen könne. Nach zwei Tagen Volldampfsprechen ein guter Rat.
Auch die ganzen anderen Helfer werden sich ein paar Tage Ruhe gönnen. Auch wenn die Arbeiten, etwa das Hinrichten der Bodenplatten der Slalomstangen auf ihre vorgezeichneten Positionen nach jedem Läufer oder auch die Ausgabe am Essensstand, vielleicht nicht schwer ausschauen, aber sie fordern die Mitwirkenden schon gewaltig. Und das alles passiert ja ehrenamtlich, nur das Weltcup-T-Shirt gab’s als Entlohnung.
So dankten auch die für das Rennen Verantwortlichen, Sigi Zistler vom ausrichtenden FC Chammünster und Generalsekretär des internationalen Verbands des Roll- und Inlinesports, World Skate, sowie Bundestrainer Inline alpin Peter Schödlbauer allen Menschen, die sich in irgendeiner Weise bei der Vorbereitung und der Durchführung der Rennen beteiligt hatten, für ihren Einsatz. Nur mit ihnen war die Veranstaltung so eines internationalen Rennens möglich. Und auch nur mithilfe der Sponsoren, allen voran der Rädlinger-Gruppe.
Und nur durch das Entgegenkommen und die materielle wie logistische Unterstützung durch die Stadt Furth im Wald, deren Bürgermeister Sandro Bauer es auch bewerkstelligte, dass bei der großen Siegerehrung für die beiden Weltcuprennen am Sonntagabend nach dem „Einzug der Nationen“ vom Bahnhof aus zum Gartenschaugelände mit wundervoller Blasmusik des Further Blasorchesters und den Landesflaggen der teilnehmenden Nationen einmal die Parkarena auf dem Gartenschaugelände genutzt werden konnte und zum andern die Fanny, der Weltrekorddrache des Further Drachenstichs, den Sportlern die Ehre erwies und sie mit liebevollem Grummeln oder einem neckischen Feuer aus den Nüstern zur Pokalübergabe geleitete und nach dem Abspielen der Nationalhymnen nach jeder Zeremonie noch einen mächtigen Feuerstoß in den Abendhimmel schickte. Das wertete die Siegerehrung neben dem beeindruckenden Rund der Arena schon noch gewaltig auf.
Bauer wollte auch eine erneute Inline-alpin-Veranstaltung im internationalen Rahmen in seiner Stadt nicht ausschließen, „wenn sich wieder Vereine finden, die so was ausrichten“. Der Inline-alpin-Weltcup in Furth im Wald war jedenfalls ein mitreißendes Ereignis mit toller Stimmung – wenn auch ein paar mehr Zuschauer die Atmosphäre noch gepusht hätten, besonders am Samstag – und faszinierendem Sport. So war die Frage von Sven Wiesler ans Publikum am Ende des Rennens eher rhetorisch: „War das Spooort?!“ Keine Frage, was die Menge antwortete: „Jaaa!“